Dass in Bernau schon im vorigen Jahrhundert, vielleicht sogar noch früher, musiziert wurde, darüber gibt es keinen Zweifel, obgleich aus alten Zeiten leider keine Chronik existiert.
Alte Bernauer können sich aber noch genau an die Bernauer Musikanten zur Zeit der Jahrhundertwende erinnern, die damals schon aus alteingesessenen Musikerfamilien stammten, wie die Winkler, Weber, Kainz’n, um nur einige zu nennen.
Dass vor mehr als hundert Jahren über die Ausübung von Musik strenge Bräuche herrschten, beweist ein auf einem Dachboden eines Bauern aufgefundenes Dokument. Es handelt sich um das „Formular G § 59 Abs. 1 der Gewerbeordnung. §21 lit. C der Verordnung vom 4. Dezember 1872“. Darüber steht: „Deutsches Reich. Königreich Bayern. Legitimations-Schein giltig für das Jahr 1873, giltig für den Bezirk Rosenheim, Mathias Bauer, wohnhaft zu Kraimoos, 42 Jahre alt, ist da, wo die Ortspolizei-Behörden die Erlaubnis hiezu erteilen, befugt, musikalische Produktionen zu veranstalten. Rosenheim, den 20. Januar 1873. K. Bezirksamt Rosenheim. Beschreibung des Inhabers: Statur: untersetzt, Augen: grau, Haare: braun, Besondere Kennzeichen: ohne. Taxe mit fl, 3kr.“
Zusammen mit dieser Urkunde fanden wir ein uraltes Bild aus jener Zeit, auf dem von alten Bürgern eindeutig noch drei Musiker identifiziert werden konnten.
In den Wirren des ersten Weltkrieges dürfte sich jene Kapelle aufgelöst haben. Jedenfalls wurde 1919 wieder eine Bernauer Musik ins Leben gerufen. Auch von ihr existiert ein Foto. Beliebt bei zahlreichen Hochzeiten und Tanzmusiken, sowie auch notwendig bei kirchlichen Veranstaltungen, hielt sich diese Kapelle bis 1951.
Einer dieser Musiker, unser unvergesslicher Franz Jell, der auch erstmals im Chiemgau die Alphörner wieder erbaute, unternahm es 1952, mit lauter jungen, begeisterten Burschen neu anzufangen.
Und das Experiment gelang. Die Kapelle hat sich laufend verbessert und unter ihrem Dirigenten Gerhard Lechner, der sie seit 1955 leitete, schöne, stolze Erfolge erzielt.
Bei Musikfesten über viele Jahre hin und sonstigen Wettbewerben und Freundschaftskonzerten konnte sie nicht nur beste Erfolge und Preise erringen, sondern auch zahlreiche Freunde gewinnen.
Einige Auslandsreisen, z. B. nach Frankreich, in die Schweiz und für etliche Musiker nach Südamerika brachten große Erlebnisse. Stolz waren natürlich alle, als sie zur Eröffnung der Spiele der XX. Olympiade München 1972 am 26. August um 15 Uhr ins weite Rund des Stadions einmarschieren und zur Übergabe der Olympischen Flagge die folkloristischen Aufführungen begleiten durften.
Wenn es galt, neue musikalische Ideen zu verwirklichen, stellten sich die Bernauer immer bahnbrechend zur Verfügung, so bei der Weiterentwicklung der Wertungsspiele, bei der Durchführung von Lehrgängen für das Spiel in kleinen Gruppen und besonders in der Jugendarbeit, wo sich Gerhard Lechner für die Schaffung des heute bekannten Jugendabzeichens stark machte.
In den siebziger Jahren war es Ludwig Auer, der eine Gruppe junger Musiker ausbildete und an die Musikkapelle heranführte. Somit konnte die Altersstruktur der Kapelle vor größeren Einbrüchen bewahrt werden. Im Jahr 1977 feierte die Musikkapelle die 25-jährige Wiedergründung mit einem Festakt, dem ein Fackelzug zum Bonnschlössl folgte, wo eine feierliche Serenade den Abend abschloss. Zugleich wurde in Bernau das 23. Bezirks-Musikfest mit über zwanzig Gastkapellen durchgeführt. Das Festwochenende stand unter der Schirmherrschaft von Raimund Eberle.
Nachdem Gerhard Lechner 1982 aus gesundheitlichen Gründen seine Funktion als Dirigent nicht mehr ausüben konnte, übernahm der damals als Musikmeister fungierende Ludwig Auer diese Aufgabe und führte die Musiker in den 20 Jahren seiner Dirigententätigkeit in vielen Konzerten zur bekannten Leistungsstärke.
Mittlerweile haben weitere junge Musiker den Weg zur Musikkapelle gefunden, was für die Zukunft auf eine leistungsfähige Besetzung hoffen läßt. Im Jahr 2002 konnte die Musikkapelle auf 50 Jahre vielfältiges Wirken seit der Neuorganisation im Jahr 1952 durch Franz Jell zurückblicken.
Einige der damals noch sehr jungen Musikanten, die auf den Bildern aus den Jahren 1952 und 1954 zu sehen sind, musizieren auch heute noch in der Kapelle aktiv mit.
Das Jahr 2002 brachte für die Musikkapelle gleich mehrere Veränderungen.
Mit Albert Osterhammer jun. bekam die Kapelle einen neuen Dirigenten. Und nach 50 Jahren wurde die bisher als lockere Gemeinschaft bestehende Kapelle zum eingetragenen Verein (Musikkapelle Bernau a. Chiemsee e.V.).
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Durch reges Interesse von Musikern wird der Probenraum („Musikhaus“ in Farbing) für die Proben der gesamten Kapelle zu klein, so dass bereits mit der Gemeinde nach geeigneten Räumen gesucht wird.
Das alte Feuerwehrhaus wäre dafür besonders geeignet, da nicht nur die Musikkapelle die notwendigen Räume finden würde, sondern im oberen Stockwerk auch noch Platz für Übungsräume einer Musikschule vorhanden wäre. Vorerst finden die Proben in der kleinen Schulturnhalle statt.
Zwischen diesen Bildern liegt ein arbeitsreicher Weg, aber mit der Aussicht auf ein rundum gelungenes Heim für Musikfreunde aller Art schaffen wir auch noch den Rest bis zur endgültigen Fertigstellung. Mit finanzieller Unterstützung durch die Gemeinde und der Arbeit vieler Hände entsteht ein Mittelpunkt der musikalischen Bildung in der Gemeinde Bernau am Chiemsee. Im Obergeschoss entstehen Unterrichtsräume für die Musikschule und im Erdgeschoss der große Probenraum für die Jugend- und Musikkapelle.
Am Sonntag, den 10. Mai 2009 haben wir bei Bilderbuchwetter unter großem Interesse der Bürger das Haus der Musik feierlich eingeweiht.
Nach den Ansprachen und der kirchlichen Weihe wurden den Bürgern die Räumlichkeiten präsentiert und alle äußerten sich begeistert über das stolze Ergebnis. In den
6 Unterrichtsräumen werden derzeit 125 Schüler von 15 Lehrern unterrichtet. Der große Probenraum im Erdgeschoss wird von der Bläserklasse, der Jugend- und Musikkapelle, sowie für Vorspiele der Musikschüler genutzt. Die äußeren Rahmenbedingungen für die musikalische Jugendförderung sind jetzt optimal.